Sonntag, 9. April 2017
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Sie meinen das was auf einer Schule in Berlin passiert ist? Es macht mich besonders traurig, dass es wahrscheinich stimmt, dass sich die Schule jetzt ruhiger, toleranter und offener präsentiert, nachdem der Störenfried verschwunden ist... Vielleicht ist das das Rezept für ein gutes Miteinander - nebeneinander in kleinen homogenen Gruppen leben.

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Das waere schade und traurig! :o( Nur weil ein paar Rechte meinen juedische Kinder mobben zu koennen heisst es nicht dass es ueberall so ist!

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Von dem was ich gelesen habe, waren es keine Neonazi, sondern andere Jugendliche aus der selben Schule

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es ist eine schande.....aber es wird trotzdem toleriert,mit dem hinweis auf nahost-konflikt usw.....

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Ich habe es tatsaechlich missverstanden. Ich habe einfach angenommen dass es eine Neonazi Gruppe unter den Schuelern war.

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Die Aktionen von Neonazis sind denen der Islamisten und der fundamentalistischen Muslime oftmals alarmierend ähnlich. Es ist überfällig, sich mit dieser Realität auseinanderzusetzen. Bisher wird jede wirkliche Auseinandersetzung im Keim erstickt mit dem Vorwurf des Generalverdachts. Selbst in meinem multinationalen Freundeskreis gibt es einen Muslim, der die Meinung vertritt, dass "Hitler vielleicht doch Recht hatte". Außerhalb der Öffentlichkeit wird das nicht selten geäußert. Das erfahren jedoch nur diejenigen, die auch wirklich mit Muslimen befreundet sind. Ich hoffe, dass mir jetzt nicht Rassismus vorgeworfen wird - nach wie vor gehören zu meinem Freundeskreis auch Muslime.

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Das so viele Juden zur Zeit auswandern ist wirklich schrecklich! War mir auch nicht in diesem Ausmaß bewusst. Ich habe aber auch schon mehrfach die Meinung gehört, dass der Antisemitismus wieder salonfähig geworden ist - und das macht natürlich alle Pluspunkte, die Deutschland im Rahmen der Willkommenskultur gesammelt hat kaputt.

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am schlimmsten fühlen sich wahrscheinlich juden,die den flüchtlingen helfen-dann noch schlechte behandelt zu werden von menschen denen man geholfen hat muss sehr bitter seinn....

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Ich bin nicht sicher, ob die Bezeichnung "salonfähig" die Ausmaße dieses Problems richtig einordnet. Viel mehr ist der Antisemitismus (häufig als Israelkritik wahrgenommen) straßen- und demofähig geworden. Und das tut besonders weh - dass hier geborene und aufgewachsene Menschen OHNE Migrationshintergrund bereit sind, antisemitische Parolen zu schreien. Ich beziehe mich hier explizit nicht auf die Neonazi-Demos, sondern bunte Linke-Multikulti-Demos - die übrigens ein deutlich höheres Gewaltpotential an den Tag legen.

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"... der Antisemitismus (häufig als Israelkritik wahrgenommen) ..."

Also wenn man die Politik Israels kritisiert ist man ein Antisemitist? Das finde ich ziemlich fragwürdig und unsachlich!

Eine andere Sache ist es, jemanden auf Grund seines Glaubens oder seiner Zugehörigkeit zu einer so genannten Rasse zu schmähen. Kritik an politischen Entscheidungen zu üben, in welchem Land auch immer, ist keine Schmähung. Das gehört zu meiner Meinungsfreiheit.

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Es gibt definitiv beide Versionen:

Kritik an Israel, die sofort per se als antisemitisch abgewürgt wird.

Kritik an Juden, die sofort per se als bagatellisiert wird als ausschließlich auf den Staat Israel abzielend, die somit eben angeblich überhaupt nichts mit Antisemitismus zu tun hat.

In Diskussionen erlebe ich beide Versionen und bin über beide mehr als genervt. Die eine Version äußert sich in den Stellungnahmen Israels an der Kritik der Behandlung der Palästinenser, die sich rigoros jeder sachlichen Auseiandersetzung mit dem Thema verweigert.

Die andere Version erlebe ich, wenn ich Diskussionen mitbekomme, in denen auf heftige antisemitische Beleidigungen, Bedrohungen und konkrete Gewalt ziemlich schnell damit gekontert wird, dass der Staat Israel die Menschenrechte der Palästinenser mit Füßen tritt und deswegen keine antisemitischen Angriffe vorliegen, sondern politische Aktionen gegen den Staat Israel. Das ist eine Art Todschlagargument, denn natürlich stimmt es, dass die Menschenrechte der palästinensischen Siedler zutiefst missachtet werden – aber dabei handelt es sich nicht um eine Menschenrechtsverletzung durch die Juden, sondern durch den Staat Israel.

Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Flugzeugenführung durch die „Revolutionären Zellen“ im Jahr 1976 erinnern, bei der jüdische von nichtjüdischen Passagieren getrennt wurden. Und an den Anschlagsversuch auf eine Berliner Synagoge am 09.11.1969 (Jahrestag der Reichspogromnacht!), der durch die „Tupamaros“ verübt wurde.

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Ich habe nicht gesagt, dass die Kritik der israelischen Politik automatisch antisemitisch ist. Häufig werden aber - wie Frau Behrens beschreibt - eindeutig antisemitische Äußerungen bagatellisiert und als Israelkritik verharmlost.

Wenn jemand die israelische Siedlungspolitik kritisiert, dann kritisiert er die Siedlungspolitik. Punkt. Wenn er aber dabei Statements wie "Alle Juden sind Mörder" abgibt, ist es für mich keine politische Kritik mehr. Genauso gut könnte man jeden Muslim als Mörder bezeichnen, wenn man sich über die Hamas aufregt. Es wäre auch undifferenziert und rassistisch.

Leider hört man bei den Pro-Palästina-Demos relativ schnell Parolen wie "Jude, Jude, feiges Schwein..." etc. Ist es auch die berechtigte Israelkritik? Hier z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=qc7o2_uKwyI

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"... der Antisemitismus (häufig als Israelkritik wahrgenommen) ..."

Ich stelle das Zitat hier noch einmal voran. Für mich klang das so, als ob das eine Ihrer Wahrnehmungen war.

Der Rest meiner Haltung erklärt sich aus meinem Beitrag. Ich habe bereits an anderer Stelle in diesem Blog meine Haltung zu Mord und Gewalt dargelegt.

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Aber das hat sie doch gesagt :o)
Ich hab es so verstanden, dass anti-semitische Aeusserungen haeufig als Kritik des Landes Israel wahrgenommen werden. Und dadurch verhamlost.

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Liebe @aus-sicht-einer-frau,
ich habe mir eben erst den Film auf youtube angesehen und bin zutiefst geschockt! Es ist keine Paranoia, wenn man hierdurch an 1933 erinnert wird, wobei ich dabei nicht nur die menschenverachtende Aktion an sich denke, sondern an das ekelerregende Stillschweigen der Bevölkerung. Wieso habe ich von dieser Kundgebung nichts gehört, wo war die Presse und der Aufschrei all derer, die ansonsten sofort zu Antifa-Demos aufrufen?

Ich fühle mich in diesem Land zunehmend nicht mehr wohl...

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Mann, Mann, Mann!
Das Video habe ich mir jetzt auch einmal angesehen. Das ist ja schon sehr schlimm, aber ganz besonders entsetzlich sind die Kommentare darunter, die da seit zwei Jahren im Netz rumlungern und weiter anfällige Gehirne vergiften können. Ein paar Leute haben da versucht, etwas geradezurücken, aber ich glaube nicht, dass das hilft.

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Der Aufschrei nach solchen Demos, wenn es den überhaupt gibt, ist sehr leise. Ich habe von einer großen von Milli Görüs in Duisburg organisierten Demo gelesen, deren Teilnehmer plötzlich eine Israelfahne in einem Fenster gesehen haben. Die Stimmung eskalierte und die anwesenden Polizisten fühlten sich gezwungen, die Wohnung zu stürmen und die Fahne zu entfernen. Absurd.

Ich finde auch die Versuche der Eltern aus der Berliner Schule, das rassistische Mobbing mit dem Hinweis auf den Nahost-Konflikt zu verharmlosen, unverschämt (s. Brief an den Tagesspiegel). Kein Wunder, dass jüdische Zeitungen in Berlin mittlerweile in einem Umschlag geliefert werden...

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Man muss nicht hysterisch sein, um sich vergangene Zeiten erinnert zu fühlen....

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Ich bin auch sehr gespannt, wie sich es entwickelt und hoffe, dass der Antisemitismus deutlicher als bis jetzt thematisiert wird - auch den neuen Zuwanderern gegenüber. Ich könnte mir vorstellen, dass das Einbringen der Themen wie Holocaust in die Integrationskurse sinnvoll sein könnte, vor allem weil in einigen der Heimatländer der Flüchtlinge Holocaust nicht selten auch von der Regierungsseite geleugnet wird bzw. Holocaustleugner geduldet werden.

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Von dem was ich gelesen habe, waren es keine Neonazi, sondern andere Jugendliche aus der selben Schule

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Es ist absolut erschreckend und beschämend, was da passiert. In Frankreich sind im vergangenen Jahr rund 5.000 Juden nach Israel ausgewandert, weil sie sich nicht mehr sicher fühlen, man schätzt die Zahl der ausgewanderten Juden der letzten zehn Jahre auf 40.000!

Ich bekomme immer wieder mit, wie riesengroß der Hass mancher Muslime auf Juden ist. Völlig sinnlos, darauf hinzuweisen, dass ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung die Behandlung der Palästinenser ablehnt. Es wird eine verallgemeinernde und platte Sichtweise an den Tag gelegt, die beängstigende Ähnlichkeit mit der Hetze des Dritten Reichs hat. Seltsamerweise redet hier aber absolut niemand vom ansonsten ständig angeführten „Generalverdacht“.

Was muss eigentlich noch passieren, damit die Menschen endlich die Augen davor öffnen, was hier schleichend seinen Anfang nimmt?

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In den Jugendzentren mussten wir auch erst einmal umschalten von: Der-Jugendliche-mit-Migrationshintergrund-hat-es-nicht-leicht zu Egal-aber-Antisemitismus-geht-jetzt-wirklich-zu-weit.
In den 80ern sind wir alle mit Palästinensertuch herumgelaufen und haben uns trotzdem für die Verbrechen der Eltern- und Großeltern-Generation geschämt. Wer ein Gehirn hat, weiß ja, dass etwa 50 % der Israelis den Konflikt mit den Palestinensern beenden wollen und selber finden, dass denen furchtbar Unrecht getan wird. Aber wer keine Lust hat, nachzudenken und zufällig auf der Seite der arabischen Völker steht, macht es sich einfach; ein Phänomen, dass in allen Kulturen zu allen möglichen Streitfragen anzutreffen ist - von Energiewirtschaft bis hin zu Völkermord.
Bildung Bildung Bildung. Das sind der Moses und die Propheten.

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Ich hoffe, Sie haben Recht, Cristina, und dass die Bildung wirklich etwas verändern kann. Der Judenhass ist in meinen Augen ein so markantes Merkmal der Kultur im Nahen Osten, dass man es irgendwann nicht mehr als das wahrnimmt, was es ist - nämlich blanken Hass, der sich auf alle Menschen einer Religion/Herkunft bezieht, ohne jeglichen Versuch zu differenzieren.

Als ich in Ägypten gelebt habe, hatte ungefähr jedes zehnte Auto einen Aufkleber "I hate Jews" oder "I hate Israel". Einmal stand ich im Stau, als im Radio die Nachricht durchgegeben wurde, dass in Israel eine Bombe mehrere Menschen umbrachte. Aus den Autos neben mir sind Menschen ausgestiegen, um zu jubeln. Auch mein Begleiter, ein ansonsten charmanter, netter, hilfsbereiter Lehrer. Daher hege ich so manchen Zweifel, ob die Bildung vor diesem Hass schützt. Ich habe auch nie vorher erlebt, dass man jubelt, wenn irgendwo aus der Welt jemand stirbt - egal welcher Nation.

Mich erstaunte auch häufig das von den Muslimen aus anderen Ländern groß verkündete Mitleid mit den Palästinensern - dabei tendiert die Bereitschaft, sie im eigenen Land aufzunehmen, gegen Null. Schlimmer noch - einige Araber und besonders Perser sehen in den Palästinensern Menschen zweiter Klasse. Das war schon so, als viele Iraner und Araber mit mir studiert haben, und hat sich vermutlich nicht verändert. Nach außen wird trotzdem eine "Umma" präsentiert, die sich gegenseitig unterstützt und liebt (dabei sind viele Länder im Nahen Osten miteinander heillos und auf brutalste Art zerstritten, wie z.B. Sunniten/Schiiten, Saudi-Arabien/Iran). Manchmal denke ich, dass der Judenhass fast das Einzige ist, das wirklich die Muslime im Nahen Osten vereint - viel mehr sogar als der Hass auf den Westen.

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Nicht alle Perser denken so! Auch wenn es natuerlich stimmt das Iraner sehr stolz auf ihre langjaehrige persische Kultur sind und nicht gluecklich sind wenn man sie als Araber bezeihnet

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Hass hat nicht vorrangig mit Bildung zu tun, sondern eher mit Erziehung. Und den Menschen, die sich in Europa nicht mehr sicher fühlen, nützt es herzlich wenig, dass nicht alle hassen. Das Tragische ist, dass die überwiegende Mehrheit all derer, die selbst keine Gewalt ausüben, dennoch keinen Finger rührt um der Gewalt entgegenzuwirken oder sich zumindest mit deren Ursachen auseinanderzusetzen.

Gestern habe ich eine Doku mit Hamed Abdel-Samad gesehen. Er kann sich nur noch mit Polizeischutz frei bewegen, bei jedem Schritt müssen mindestens zwei Polizisten dabei sein. Und Hamed Abdel-Samad ist beileibe nicht der einzige, dessen Leben bedroht ist!! Wo bleiben verdammt-nochmal die Solidaritätsbekundungen??

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@Christina: Mich wuerde interessieren ob man die Jungendliche im Gespraech zu diesem Thema erreichen kann. Ich kann mir vorstellen dass ihr Wissen ueber das Konflikt eher begrenzt ist, und sich der Hass auf Juden auf der Erziehung zu Hause stuetzt. Laesst sich das verbessern? Ist es moeglich mit den Eltern ueber diese Thrmen zu sprechen? Das muss fuer eine Jugendeinrichtung eine richtige Herausforderung sein!

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Hallo Sephora,
die Zielgruppe in der offenen Jugendarbeit kommt und geht, wann sie will. Die Eltern wissen teilweise gar nicht, dass die Jugendlichen die Einrichtung aufsuchen. Wir wissen auch nicht unbedingt, wo die Besucher wohnen und wie sie mit Nachnamen heißen. Es gibt zwar viele, von denen man eine Menge weiß, es gibt auch mal Elterngespräche und insbesondere, wenn die Besucher schon als Kinder die Einrichtung besucht haben, ist das etwas anders, aber offene Türen sind keine Erziehungseinrichtungen, sondern im Prinzip pädagogisch betreute Jugendkneipen. Das ist jetzt etwas unfachlich, aber beschreibt vielleicht am ehesten, warum man da nichtmal eben so einen Elternkontakt aufbauen kann.
Mittlerweile bin ich selbst nur noch einmal wöchentlich in der offenen Tür und mache Mädchenarbeit für 6-12-Jährige und höre die meisten Geschichten nur noch. Die restliche Zeit habe ich überwiegend mit behüteten Mittelschicht-Jugendlichen zu tun. Die geben keine antisemitischen Äußerungen von sich. Das sind schon eher die Jungs aus dem Ghetto. Manchmal auch welche mit Abitur, aber trotzdem aus dem Ghetto. Also natürlich ist das eine Frage des Elternhauses, der Erziehung und des sozialen Umfeldes. Aber ich bleibe dabei - Bildung entzieht vielen dieser kranken Menschenbilder den Nährboden, auch wenn es immer welche gibt, deren rassistisches Pflänzchen wie Kresse wächst - notfalls auch auf Watte.

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Die Bezeichnung "paedagogisch betreute Jugendkneipe" gefaellt mir sehr :o)

Basieren die antisemitischen Aeusserungen manchmal auf den persoenlichen Erfahrungen der jungen Person (z.B. Eltern sind Palaestinensern)? Oder ist es dieses allgemeine "I hate Jews", vom dem Aus-sicht-Einer-frau gescheieben hat?

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Nee, ich glaube die kamen aus Marokko oder der Türkei und waren einfach nur doof, wenn ich mal so frei sein darf.

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@behrens: Ich hab auch letztens das Programm von H. Abdel-Samad gesehen. Ich frage mich, woher er den Mut nimmt. Für viele Menschen ist er schließlich Feind Nr. 1.

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Ich bin mir nicht sicher, ob Abdel Samad sein Buch veröffentlicht hätte, wenn er vorher gewusst hätte, dass er danach nie mehr frei leben kann. Der französische Philosoph Robert Redeker muss sich auch lebenslang verstecken und hat dies einmal sehr treffend als „Unterdrückung des dritten Jahrtausends“ beschrieben, wie ich hier geschildert habe.

Da ja in diesem Blog auch immer wieder Bildung als Gegenmaßnahme zum Fundamentalismus thematisiert wird, möchte ich darauf hinweisen, dass zwar in besagter Doku durchaus positive und somit auch hoffnungsgebende Beispiele für Aufgeschlossenheit gezeigt wurden, aber der letzte Interviewpartner aus Andalusien (Imam oder Vorsitzender eines muslimischen Gemeinde, das erinnere ich nicht mehr genau), mit offensichtlich sehr guter Bildung und sogar relativer Aufgeschlossenheit gegenüber westlicher Lebensart, weigerte sich resolut, persönlich mit Abdel Samad zu sprechen.

Es ist fatal – aber genau dieses Verhalten bestätigt Abdel Samads These von der Nichtreformierbarkeit des Islams.

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Ich denke, er hätte sicherlich zweimal nachgedacht, ob sich das antut oder nicht... Aber wenn ich richtig einschätze hätte er trotzdem seine Bücher publiziert!

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Die Nichtreformierbarkeit einer Religion ist der Punkt, an dem ich Herrn Abdel-Samad nicht zustimme. Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum der Islam - ähnlich wie das Christen- umd Judentum - nicht reformiert werden könnte bzw. warum den Muslimen die Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und Aufklärung vorenthalten sein sollte (ich spreche hier nicht von den nächsten Jahren, sondern allgemein - vielleicht wird es erst in den nächsten Jahrhunderten passieren). Ich gebe zu, dass die liberalen Strömungen innerhalb des Islam eindeutig in Minderheit sind, aber grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass diese Religion nicht einen ähnlichen Prozess durchgehen könnte, wie die anderen Religionen vor ihr.

Das Christentum hat sich auch nicht ohne Widerstand reformiert, und es waren die äußerlichen Einflüsse (Emanzipation, Aufklärung, Trennung Staat/Kirche), die dazu beigetragen haben.

Ich würde mir die Entstehung eines liberalen Islams hier in Europa wünschen, der in einer klaren Abgrenzung zu den fundamentalistischen Strömungen im Nahen Osten, Pakistan und der Türkei stehen würde. Für mich sind Seyran Ates und Bassam Tibi Vertreter eines liberalen Islam - leider werden zu oft von unserer Politik Menschen als Vertreter der Muslime hofiert, die alles andere als förderlich für die Integration sind.

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Haben Sie den Koran schon gelesen? Es wird immer wieder argumentiert, dass die Bibel genauso blutrünstig und genauso diskriminierend in Bezug auf die Stellung der Frau ist. Das mag nicht völlig falsch sein, aber Rache und Vergeltung nehmen im Koran ungleich mehr Platz ein als in anderen Religionen und genauso verhält es sich mit dem Stellenwert der Vorschriften für Frauen. Letzteren wird eine ganze Sure gewidmet – und zwar eine sehr lange und ausführliche: Die Sure von den Weibern (Sure 4).

Ein wesentlicher Unterschied besteht außerdem darin, dass der Islam noch nie eine Religion der Innerlichkeit war und auch nie sein wird. Dies ist auch der Grund dafür, dass es keinen Mönchstand und Klöster als Rückzugsmöglichkeit gibt. Im Koran geht es immer wieder um das Agieren nach außen, um den Kampf gegen Ungläubige, der eben nicht nur Selbstverteidigung darstellt, sondern als Beweis für die Stärke des Glaubens angesehen wird.

Geschichte wiederholt sich niemals auf genau dieselbe Weise. Als sich andere Religionen reformierten, war dies ein Novum und über das Resultat konnte nur spekuliert werden, eine Erfahrung gab es jedoch noch nicht. Heute ist das Ergebnis sichtbar und dieses Ergebnis besteht eben nicht nur aus den Menschenrechten und Sozial- und Bildungsystemen, sondern auch aus der Abkehr von der Religion, bzw. einer weitaus weniger verbindlichen religiösen Lebensweise und einer Hinwendung zum Materialismus. Das mag ein Teil der Menschen als Fortschritt ansehen, auf den man stolz sein sollte, aber diese Tendenz wird eben nicht in jeder Kultur und nicht von jedem gleichermaßen bejubelt. Menschen, für die Religion ein wichtiger und unverzichtbarer Teil des Lebens ist (was ich übrigens gut nachempfinden kann) werden sich mit der Aussicht auf eine atheistische Welt nicht arrangieren.

Natürlich gibt es Muslime, die ihren Glauben gewaltfrei leben wollen. Aber genau dies führt doch schon seit einiger Zeit zu der Zunahme von äußerst gewalttätigen Gegenaktionen. Dies kann auch gar nicht anders sein, denn der Islam ist die einzige Religion, die für die Abkehr vom Glauben zwingend und kompromisslos die Todesstrafe vorschreibt.

Vielleicht haben Sie ja Recht und der Islam zeigt sich reformfähig. Aber dies wird dann ein hartes Stück Arbeit sein. Wenn man sich vor Augen führt, dass die Reformation in einen dreißigjährigen überaus grausamen Krieg mündete, muss man schon sehr optimistisch sein, zumal inzwischen nicht mehr mit Säbel und Degen gekämpft wird, sondern mit Sprengsätzen und Bomben. Und gerade die Haltung, in Muslimen immer nur diskriminierte und unschuldige Opfer zu sehen, wird alles andere als hilfreich sein, wenn wir uns mit der drohenden Gefahr einer Gewaltspirale auseinandersetzen wollen. Was genauso wenig weiterhilft, ist der ständige vorgebrachte Vorwurf des Rassismus und der Islamphobie, wenn man sich ernsthaft auseinandersetzen will.

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Naja, weder die Lektüre der Bibel noch des Korans stimmt einen besonders optimistisch hinsichtlich jeglicher Reformationsversuche...

Meine Erwartungshaltung an den Koran war natürlich eine andere, ich las ihn aus Neugier, und sah das Buch in einem konkreten geschichtlichen Kontext. Die Bibel war damals für mich wiederum ein spiritueller Text und ich erinnere mich noch an die Enttäuschung bei den Stellen, die beispielsweise die Homosexualität als Sünde darstellten ("die haben einen Greuel getan und sollen beide des Todes sterben"). Auch die Art, wie die Frauen behandelt werden, war nicht das, was ich mir unter Gleichberechtigung und Respekt vorstellte (Buch der Richter, Genesis usw.). Also sah ich die Bibel seitdem als einen spirituellen Text, der von Menschen niedergeschrieben wurde, die eben in diesem Moment der Weltgeschichte lebten, ungebildet, gewalttätig.

Ein Aspekt, dem eine völlig andere Bedeutung im Koran und in der Bibel beigemessen wird, ist die Sexualität - und hier punktet für mich eher der Koran. In der Bibel wird die Erotik grundsätzlich als etwas negatives, sündhaftes, unreines dargestellt - vielleicht mit der Ausnahme des Hohenlieds Salomons.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich glaube (und hoffe), dass es immer auf die Auslegung der jeweiligen Religion ankommt, und diese kann sich mit der Zeit ändern!

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Es wird immer behauptet, dass der Koran offener für Sexualität sein soll, aber entsprechende Stellen hab ich kaum gefunden. Im Gegenteil – es wird ständig Unzucht und Unkeuschheit in schärfsten Tönen verurteilt und mit grausamen Strafen belegt. Eine Ausnahme stellt vielleicht die Beschreibung des Paradieses dar, in dem in Aussicht gestellt wird, in „Lustgefilden“ schwelgen zu dürfen und umgeben zu sein von Jungfrauen mit „schwelgenden Brüsten“. Auch wenn man dies als Offenheit gegenüber Erotik ansieht, so ist dieser Blickwinkel ausschließlich auf die Bedürfnisse von Männern gerichtet. Was habe ich als Frau von den immerwährenden Jungfrauen? Es wird allerdings auch von Jünglingen gesprochen: „wir vermählen sie mit Schwarzäugigen. Und es umgeben sie Jünglinge, wie Perlen in der Muschel.“. Aber es ist mehr als fraglich, ob die genannten Jünglinge tatsächlich für uns Frauen gedacht sind. Denn Imame geben auf die Frage, was denn Frauen im Paradies erwartet grundsätzlich die Antwort: „der Ehemann“.

Ich glaube, dass der Orient von Männern in Hinsicht auf Erotik schon immer verklärt wurde. Und aus männlicher Sicht ist dies auch mehr als verständlich, denn während im Abendland von ehelicher „Pflicht“ gesprochen wurde, wurde und wird im Orient von ehelichen „Freuden“ gesprochen. Während im Abendland über lange Zeit der Körper als sündig eingestuft wurde, wird im Orient – allerdings ausschließlich in Bezug auf Ehe, Nebenfrauen und Sklavinnen – der Körper als Quelle der Freude und Sinnlichkeit angesehen. Aber man sollte bei dieser Betrachtungsweise nicht verklären, dass die sexuellen Bedürfnisse von Frauen, die ihren Mann mit anderen Frauen teilen müssen, oftmals nur wenig Erfüllung finden dürften.

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