Montag, 26. September 2016
Integration light
aus-sicht-einer-frau, 20:21h
Mein Schwager arbeitet vier Stunden pro Woche in einer Erstaufnahmeeinrichtung und ist dort eine Art Hausarzt für alle. Seine Erlebnisse sind vielfältig und neben den vielen schönen Momenten, die er mit uns teilt, gibt es auch Schattenseiten.
Vor einer Woche wurde er von einer syrischen Asylbewerberin um eine Bescheinigung gebeten, die sie vom Deutschkurs befreien würde. Das ist eine ungewöhnliche Bitte, da die meisten zum Kurs gerne gehen, auch wenn mit einer wechselnden Regelmäßigkeit. Warum möchte sie nicht Deutsch lernen, fragte Thomas. Ihre Mutter sei verstorben, und man könne ihr doch nicht zumuten, jetzt zum Kurs zu gehen, sagte die Frau. Wann ist die Mutter gestorben? Vor drei Monaten, in Syrien.
Mein Schwager ist ein gutmütiger, geduldiger Mensch, aber diese Erklärung hat ihn etwas aus der Fassung gebracht: "Sie kommen doch nach Deutschland, um hier ihr Leben neu zu beginnen. Sie müssen Deutsch sprechen, um ihre Kinder in der Schule anzumelden, um arbeiten zu können", versuchte er zu erklären.
"Ich muss nicht arbeiten", sagte die nun etwas entsetzte Frau.
Ihr könnt euch vorstellen, dass einem ehrenamtlich arbeitenden Arzt, der diese Tätigkeit neben seiner normalen Vollzeitstelle ausübt, nach dieser Antwort der Kragen anfängt zu platzen. Wie stelle sie sich das denn vor, ohne zu arbeiten, fragte er. Schließlich arbeiten hier alle, er auch.
Nein, sie müsse nicht arbeiten, antwortete sie. Alles würde der Staat bezahlen, hieß es.
Nach einem kleinen Aufklärungsgespräch war sie sich dessen nicht mehr so sicher, dafür aber maßlos enttäuscht.
Sind das die falschen Hoffnungen, die Schlepper den Flüchtlingen vermitteln, um sie nach Deutschland zu locken? Oder hat sie recht? Kann man sich hier mit Sozialhilfe und Kindergeld eine nicht luxuriöse, aber durchaus gemütliche Existenz aufbauen? Wem darf ich - als eine der Personen, die dieses mitfinanzieren dürfen - diese Fragen stellen?
Vor einer Woche wurde er von einer syrischen Asylbewerberin um eine Bescheinigung gebeten, die sie vom Deutschkurs befreien würde. Das ist eine ungewöhnliche Bitte, da die meisten zum Kurs gerne gehen, auch wenn mit einer wechselnden Regelmäßigkeit. Warum möchte sie nicht Deutsch lernen, fragte Thomas. Ihre Mutter sei verstorben, und man könne ihr doch nicht zumuten, jetzt zum Kurs zu gehen, sagte die Frau. Wann ist die Mutter gestorben? Vor drei Monaten, in Syrien.
Mein Schwager ist ein gutmütiger, geduldiger Mensch, aber diese Erklärung hat ihn etwas aus der Fassung gebracht: "Sie kommen doch nach Deutschland, um hier ihr Leben neu zu beginnen. Sie müssen Deutsch sprechen, um ihre Kinder in der Schule anzumelden, um arbeiten zu können", versuchte er zu erklären.
"Ich muss nicht arbeiten", sagte die nun etwas entsetzte Frau.
Ihr könnt euch vorstellen, dass einem ehrenamtlich arbeitenden Arzt, der diese Tätigkeit neben seiner normalen Vollzeitstelle ausübt, nach dieser Antwort der Kragen anfängt zu platzen. Wie stelle sie sich das denn vor, ohne zu arbeiten, fragte er. Schließlich arbeiten hier alle, er auch.
Nein, sie müsse nicht arbeiten, antwortete sie. Alles würde der Staat bezahlen, hieß es.
Nach einem kleinen Aufklärungsgespräch war sie sich dessen nicht mehr so sicher, dafür aber maßlos enttäuscht.
Sind das die falschen Hoffnungen, die Schlepper den Flüchtlingen vermitteln, um sie nach Deutschland zu locken? Oder hat sie recht? Kann man sich hier mit Sozialhilfe und Kindergeld eine nicht luxuriöse, aber durchaus gemütliche Existenz aufbauen? Wem darf ich - als eine der Personen, die dieses mitfinanzieren dürfen - diese Fragen stellen?
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c17h19no3,
Dienstag, 27. September 2016, 11:28
merkwürdig. in syrien ist frauen- bzw. mütterarbeit ganz normal. schon aus wirtschaftlichen gründen und weil der staat sowas wie elternzeit o.ä. nicht kennt. nur beamtinnen können drei monate lang ihre kinder zuhause betreuen.
vermutlich liegt das an den gerüchten, die überall in solchen ländern kursieren.
vermutlich liegt das an den gerüchten, die überall in solchen ländern kursieren.
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aus-sicht-einer-frau,
Dienstag, 27. September 2016, 21:48
Ich bin nicht sicher, ob es für auch für die ländlichen Bereiche stimmt. Die syrischen Ärzte, die bei uns als Gastärzte ihr "Volontärjahr" als Vorbereitung für das Staatsexamen absolvierten meinten, dass in den Großstädten wie Damaskus viele Frauen arbeiten. Auf der anderen Seite arbeiten lt. UNO-Statistik machen die Frauen nur 15% der Arbeiter aus (http://unstats.un.org/unsd/demographic/products/indwm/default.htm -> Tabelle 5a)
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